Der Risikopatient

Ja - auch das gibts! Dabei handelt es sich um Patienten, die unsere spezielle Aufmersamkeit erfordern - entweder sie leiden an einer speziellen Erkrankung wie z.B. KHK, Asthma, usw. oder sie bekommen spezielle Therapien (z.B. Bisphosphanate, Bestrahlung...) oder sind einfach nur schwanger ;-)

 

ORALE MEDIZIN
 
Diagnosefindung
 
1. Beobachtung (sehen, hören, fühlen)
  • Blasse Haut/SH à Anämie, kard. Isuff., Leukämien
  • HyperpigmentierungàEndokrine Erkr. (Mb.Addison)
  • Zyanoseà Herzfehler,Lungenerkrankungen
  • IkterusàLeber,Gallenwegserkrankungen
  • RötungàHypertonie,DM
  • SchwellungàInflammation, Trauma, Melkerson Rosenthal Syndrom
  • Lnn Vergr.--> lokale Malignome,Leukämien
  • SD Vergrösserungà Mb Basedow, Thyroiditis,SD Adenome/Maligniome
  • Speicheldrüsenvergrà Infektionen(Mumps), AI (Sjörgrensyndrom),Adenome
  • Spidernevià Lebererkrankungen (DD.: Mb Oster)
  • Mundwinkelrhagadenà Lebererkrankungen, Fe/Zink/Vit.Au.B Mangel, DM
  • Zungenrötungà Lebererkrankungen, Mangelerkrankung,DM; Herzinsuff.
  • MundSH Defekteà Aphtose, Herpes, Agranulozytose, DM, Leukämie, Psoriasis,
   Medikamente, Mangelerkrankungen
  • Parodontopathien(hyperplast.)à Ca Antagonisten, Hydantoin,DM,SS
 
2. Anamnese
  • Erhebung der (med.) Vorgeschichte (!!Risikofaktoren!!)
  • Anamneseblatt:  
kardiovaskuläre Belange
Respiratorische Belange
GI                      -``-
Zentralvenöse und ophthalmologische -``-
Renale/urogenitale -``- (inkl. SS)
Endokrine -``-
Infektionen
Allergien
Medikamente
 
Ad Allergien
Fam. Disposition?
Vorgeschichte?
Allergiepass?
Bei VerdachtàAbklärung
LA ohne Konservierungsmittel
 
Ad Epilepsie und Anfallsleiden
Wie häufig sind die Anfälle?
Wann finden sie statt?(ggf Termin danach ausrichten)
Ausprägungsgrad?
Bei instab. Situationà Rücksprache mit behandelnden FA
Medikamente unverändert einnehmen
Stressfreie Situation schaffen (bei der Behandlung)
 
 
Alter Patient
Anamnestische Fragen
Medikamente
Komorbidität
Spitalsaufenthalte/aktuelle Befunde
 
Risiken
Medikamenteninteraktionen (Cephalosporine führen ev zu Kreuzreaktionen)
Toxizitätsgrenzen
 
Prophylaxe
Dosierungsreduktion
Interdisziplinäre Planung von OP
Mögl kurze Eingriffe
 
 
Diabetes mellitus
Hyperglycämisches Komaà schwer zu behandeln…Notarzt!!
Hypoglycämieà leicht zu diagnostizieren und zu therapieren
 
 
Glaukom
Vorsicht mit ADRENALIN (max. 1:200 000)
Keine adrenalinhöltigen Retraktionsfäden (relative KI)
Gefahr der Auslösung eiens Glaukomanfalls
 
 
Hämatologische Erkrankungen
Zeichen für hämatologisch Erkrankungen sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Blässe, KG Verlust, Blutungsneigung
!!Erhöhte Infektionsanfälligkeit!! Dh Rücksprache mit behandelnden Arzt; bei op. Eingriffen AB-Prophylaxe!!
 
 
Hypertonie
Gefahr einer hypertensiven Kriese, Herzinfarkt
Ggf Absetzen der Behandlung
 
Hypotonie
Va bei zarten jungen Frauen
Erhöhte Kollapsneigung
Ggf Sympathomimetika (zb Effortil) verabreichen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der kardiale Risikopatient
 
= Patienten mit
 
1.Koronalen Herzerkrankungen (ischämischer HK)  
àThrombozytenaggregationshemmer (Ass, Plavix)
àStents
Cave: RR-Anstieg, Tachykardie
Schmerz, Angst, Vasokonstriktion
Vorgehen bei Patienten mit KHK:
ANAMNESE!!
Medikamente? ( Thrombo Ass, Plavix nicht absetzten!! Ev Rücksprache mit Internisten)
Akutmedikamente sollte der Patient dabei haben (Nitrosray)
Stressfreie Behandlung
Vasokonstriktoreinsatz sollte gering sein
Blutstillende Lokalmaßnahmen
 
2.Herzklappenerkrankungen
 
3.Flimmerarrythmie
Antikoagulantien NICHT absetzten
Vor chir eingriff INR/TT bestimmen
Ist der Grund für die Flimmerarythmie eine Klappeninsuffizienz oder Myocarditis muss vor dem Eingriff eine Endokarditisprophylaxe erfolgen!!
 
 
Der antikoagulierte Patient
 
Vorhofflimmerarythmie (VHFA)
Mechanische Herzklappe
Cardiale Myopathie (CMP)
KHK_Bypass
Z.n.Thrombembolie
 
Markumarpatienten sind meist in solchen Bereichen eingestellt, dass man alle oralchir. Eingriffe durchführen kann! INR bestimmen, ggf Rücksprache mit Internisten
 
 
Der Patient mit Endokarditisrisiko
 
Ø St.p. Klappenersatz (mechan. oder biolog)
Ø St.p. Klappenrekonstruktion mit alloprothetischem Material
Ø St.p. infektiöse Endolkarditis= HOCHRISIKOPATIENT
Ø Angeborene Herzfehler
Ø Herztx Patienten
AB Prohylaxe: 1 Stunde vor dem Eingriff AB Gabe
AB Prophylaxe vor jedem Eingriff in den Sulcus mit voraussehbarer Blutung
Bei Fadenlegen, Matrizenlegen ist eine AB Prophylaxe nicht zwingend notwendig.
Bei Endo nur dann, wenn überinstrumentiert wurde
!!Pat. darauf hinweisen, dass eien optimale Mundgesundheit und Hygiene dringend notwendig ist!!
AB SCHMEMA
 
Ohne Penicillinallergie:
Amoxicillin p.o. 60 min vor Eingriff (zB Augmentin)
 
Erwachsene < 70kg : 2g
                    > 70kg : 3g
 
Kinder 50mg/kg KG
 
Mit Penicillinallergie
Clindamycin p.o. 60min vor Eingriff (zB Dalacin C)
 
Erwachsene 600mg
Kinder 15 mg/kg KG
 
 
 
 
 
Patienten mit Blutgerinnungsstörungen in der zahnärztlichen Praxis
 
Physiologische Blutstillung
 
  1. Primäre Blutstillung
GefäßwandverletzungàThombozytenaktivierung/aggregationàweißer Thrombus (reversible Aggregation)
 
  1. Sekundäre Blutstillung
      Gerinnungskaskadeà ThrombinàFibrinàEinschluss von Blutzellen und Retraktionà
       „roter Thrombus“ (irrevers. Aggregation)
 
Einteilung der Gerinnungsstörungen
 
Angeboren                                                               Erworben
-Hämophilie A+B                                                      -Medikamentös Bedgt (Antikoagulantien,
-Von Willebrand Jürgens Syndrom                             Thrombozytenaggregationshemmer)
                                                                                  -Leberfunktionsstörungen
                                                                                  -Störung der Blutblättchen(Zahn/Funktion)
 
Hämophilie A+B
  • 2/3 erblich
  • 1/3 sporadisch dh keine spez. Familienanamnese
  • Va männlich
  • Harmlos bis bedrohliche Störungen
  • Primärstase normal (BZ, Quick/INR norm)
  • Typisch ist die Nachblutung!!!!! (Gerinnungszeit,PTT verlängert;postop.Sickerblutungen)
 
Sog. Subhämophilien werden erst im Rahmen zahnärztlicher Behandlungen erkannt!
Von Willebrand Jürgens Syndrom
 
  • Aktivuitätsminderung/Mangel/Fehlen von vWF
  • Leicht = häufig; Schwer = selten
  • Störung meist der Primär-und Sekundärstase
  • BZ verlängert (DD: Hämophilie)
  • PTT oft nur gering erhöht
  • Typ. SH Blutungen, selten Spontanblutungen
  • Blutung meist schon intraoperativ („Hört nicht auf zu bluten“)
 
!!!KEINE CHIR: EINGRIFFE OHNE STELLUNGNAHME BZW THERAPIEEMPFEHLUNG EINER SPEZIALAMBULANZ!!!
 
 
Medikamentös bedingte Gerinnungsstörungen
 
ØAntikoagulantien
ØASS
Ø Antirheumatika
Ø Antibiotika
 
 
Orale Antikoagulantien
Cumarinderivate führen zur Abnahme gerinnungsfähiger Faktoren im Blut, sodass die Gerinnungskapazität verringert wird.
Der indiv. Gerinnungsphysiologische Zustand des Patienten wird anhand der INR überwacht und im Antikoagulantienpass vermerkt.
 
INR ( International Normalisierte Ratio)
INR 1 = Normalwert
INR 2,0 bzw 3,0 entspricht einer 2- bzw 3-fach verlängerten Blutungszeit im Reagenzglas
Dh im Gegensatz zum Quickwert nimmt die INR mit steigender Gerinnungshemmung zu
 
Weitere Blutstillende Maßnahmen
Intraoperativ(WSR) : zb Knochenwachs+Ca-Alginatvlies
Biopolymere zur Alveolartamponade (zb Ethisorb)
Weichbleibend unterfütterte Tiefziehschiene oder Kunststoffprothese
Postop. Verhaltensregeln
Beobachtung bis Blutung steht, Kontrollen!
 
Therapeutische Maßnahmen bei Nachblutungen
1.      Oberkörper hochlagern, Kühlung, Auifbisstupfer
2.      Zelluloseauflagerungen, Aufbisstupfer
3.      Blutstillende Naht
4.      Op. Wundrevision, Kollagenvlies, Naht
5.      Zusätzlich Fibrinkleber
6.      +Substitution von Gerinnungsfaktoren
 
 
 
 
Wechselwirkungen von Medikamenten
 
  • Phenylbutazon kann die Cumarinwirkung bedrohlich verstärken
  • Acetylsalicylsre und NSAR hemmen die Hämatose
  • Barbiturate schwächen die Cumarinwirkung ab
  • AB können bei mehrmaliger Gabe zu einer Verstärkung der Blutungsbereitschaft führen
 
Empfohlene Maßnahmen
A) Allgemeinmaßnahmen
--NSAR eher meiden; gerinnungsneutrale Analgesie
--AB nur bei Infektion / Endokarditisprophylaxe
--postop. Observanz bis Blutung stht / KO
--Aufklärung über postop. Verhalten
 
B) Lokale Maßnahmen
--Vasokonstriktorhaltige LA, atraumatische Applikation
--mögl. Atraumatische OP
--Kollagentamponade
--Oxidierte Cellulose (Tabotamp)
--atraumatische resorb. Naht
 
C) Besondere Maßnahmen
--Vasopressinanalogon (Desmoprissin)
--Tranexamsäure (Cyclokapron)
--Faktorensubstitution
--Thrombozytenkonzentrate
 
D) Additivmaßnahmen=therap. Maßnahmen bei Nachblutung
 
 
Thrombozytenaggregationshemmer
  • Aspirin, Plavix uvam
  • Effekt auf zirkuläre Thrombozyten irrevers., erst nach 5-7 d aufgehoben
  • Prim. Hämostase betroffen, dh Blutungsneigung schon während OP bemerkbar
  • Bei zahnärztl. Chir eingriffen jedoch klein geringe Bedeutung (Ausnahme: WSR mit retrograder Füllung)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Strahlentherapie
oralchirurgisches Management
 
Eine Radiatio im Kopf-Halsbereich hat eine vielfältige Auswirkung in der Mundhöhle.
In den ersten 6 Monaten nach der Strahlentherapie sollte auf keinen Fall Eingriffe vorgenommen werden!!
Diese Patienten sind lebenslange Risikopatienten und dh AB abzuschirmen.
 
 
 
Effekte der Radiotherapie
 
BestrahlungàHyperämie (SH Rötung)àEntzündungàVernarbung der feinsten Blutgefäßeà verringerte Durchblutungàveränderung der KnochenstrukturàSchädigung der Speicheldrüsen (verringerter Speichelfluss, zähflüssiger Speichel)
 
Wie kommts zur schlechten Durchblutung?
Endothelproliferation → Enthodeldegeneration → Endothelnekrose + nekrotisierende Vaskulitis der Arteriolen und Kapillaren  (so kommt es zur Hyperämie => Entzündungsreaktion)→ verminderte Mikrozirkulation mit Hypoperfusion (durch die Vernarbung der kleinsten Gefäße aufgrund der Vaskulitis)
 
Was passiert sonst noch?
Verlust der Vitalität der Osteozyten → Änderungen im lamellären Knochenaufbau
Verminderte Infektionsabwehr
Schädigung des Speicheldrüsengewebes→ Mundtrockenheit
 
Ursache für Mundtrockenheit
  • Medikamente (entwässernde Medikamente, Psychopharmaka)
  • Sjörgrensyndrom
  • Erh. Alter
  • Schlechter Prothesensitz
  • Bestrahlung
 
Radioxerostomie:
  • Mundtrockenheit
  • Minderfunktion der Speicheldrüsen im Strahlungsgebiet
  • die Speichelflussrate liegt unter 20% des Normalwertes!
 
Es können alle Speicheldrüsen betroffen sein; Patient leidet unter Schluckbeschwerden
Therapie:àSpeichelproduktions-stimulation(saure Zuckerl)
                àausreichend Flüssigkeit
               àkünstlicher Speichelersatz (Artisial®, Oralube® oder Siccasan®)
 
 
Trismus
  • =Kieferklemme
  • Durch die Radiatio kann es zur Verkürzung der Muskulatur und der Sehnen kommen. Dies führt zu einer Versteifung des Gelenks à KIEFERKLEMME
 
Mukositis/Parodontitis
  • Tritt bei Radiatio häufig auf!
  • Die Entzündungs- und Kariesneigung nimmt deutlich zu.
  • Das Epithel und die Submukosa werden nach der Radiatio deutlich dünner und schlechter durchblutet.
  • Die Barrierefunktion des Saumepithels lässt nach und die Anfälligkeit des Parodontiums nimmt zu.
 
Strahlenkaries
Kariesanfälligkeit steigt für die Dauer der Radiatio um das Doppelte, das Risiko für Zahnhalskaries um den Faktor 10.
Wg. des verringerten Speichelflusses und der erhöhten Schmerzen beim putzen kommt es sekundär zu „Strahlenkaries“
Therapie àPZR zur Vorsorge
                àFluoridieren
                àmöglichst metallfreie Restaurationen (z.B. keine großen Amalgamfüllungen),   
                    weil diese bei der Bestrahlung die Strahlen streuen würden.
 
 
 
 
Osteoradionekrose
Lokaler nicht entzündlicher Hartgewebsuntergang
UK häufiger als OK betroffen
 
   Symptome → tretenmeist 5-8 J. nach der Radiotherapie auf.
                   → Bei Infektion entsteht eine Osteomyelitis,
                   → pathologische  Fraktur,
                   →  Schmerzen

   Ursachen: Zähne (Herde, Pulpitis…) Implantate, Extraktionen, Prothesendruckstellen
   deshalb: Proph. vor EX: AB, PZR, atraumatisches Vorgehen, 1 Monat vor der Radio   
                  Herdsanierung
 
 Begünstigende Faktoren:
     1.Chirurgische Maßnahmen
     2.odontogene Infektionen
     3.Prothesendruckstellen (dh vermeiden durch „Prothesenkarrenz“)
 
 VOR Strahlentherapie:
  • PZR
  • radikales Vorgehen (Extraktion nicht erhaltungswürdiger Zähne)
  • Füllungen glätten, Karies ex, Füllungen legen
  • Prothesenränder,Kronenränder glätten…

     
 WÄHREND Strahlentherapie:
  • Exakte Mundhygiene (2xtgl mit CHX Spülung 2%ig spülen)
  • Fluoridieren ( ev F-Schiene 2xtgl)
  • Prothesenkarrenz
  • Mundöffnungsübungen
 
NACH Strahlentherapie:
  • 3xtgl Mundhygiene
    • + Fluoridgabe
    • öfters täglich mit Wasser ausspülen
  • Speichelstimulanzien
  • Prothesenkarenz für 6Mo
  • Zahnerhaltung (keine Extr. wg schlechter Wundheilung!!)
  • Trismusprophylaxe: Mundöffnungsübungen
  • 6 Monate nach der Bestrahlung sind oralchirurgische Eingriffe tabu
 
Präventivmaßnahmenbei chir. Eingriffen
  • Geeignete Maßnahmen helfen das Osteradionekroserisiko zu minimieren.
  • AB Prophylaxe 24 h vor Eingriff (zb Amoxicillin, Augmentin oder Clindamycin sind gut knochengängig) und dann für 10-14d weiter verabreichen (ggf verlängern wenn Wunde noch nicht verheilt ist)
  • Sofortige Weichteildeckung.
 
Forderung
  • Großzügige und mögl. Frühzeitige (chir) Sanierung unter Berücksichtigung von
    • Mundhygienefähigkeit
    • Strahlenfokus
    • Tumorstatus
    • Strahlendosis
Abschluss der oral-chir. Sanierung mind 10-14 d VOR Radiatio
 
Kriterien für Extraktion
-Tiefreichende Karies
Aktive apicale Läsionen
-mäßig bis starke PA
-teilret. Zähne
-(insuff. MH)
 
 
Therapieschema Herdsanierung
(Therapie siehe Zusatzblatt)

radikal
lokoregionäre Strahlentherapie
Knochenmarkstransplantation
semiradikal
sonstige Organtransplantationen
Polychemotherapie
i.v. Bisphosphanat - Therapie
konservativ
Gelenksprothesen OP
Herzklappen OP
dermatologische Erkrankungen unklarer Genese
bei febrilen Zuständen unklarer Genese (=Fieber)

 
 
 
 
Knochennekrosen und Bisphosphonate
 
Bisphosphonate (auch Diphosphonate) sind chemische Verbindungen, die über zwei Phosphonat-Gruppen verfügen.
Bisphosphonate werden mit zunehmender Häufigkeit zur Behandlung der Osteoporose verordnet. Darüber hinaus finden sie Anwendung bei Osteolysen infolge von Knochenmetastasen solider Tumoren oder hämatologischer Neoplasien, bei tumorinduzierter Hyperkalzämie und beim M. Paget.
Im Jahr 2003 wurde in einer US-amerikanischen Publikation erstmals der Verdacht auf einen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Bisphosphonaten und Osteonekrosen des Kiefers geäußert. . Klinisch bot sich typischerweise das Bild schmerzhafter, nicht heilender Läsionen mit freiliegendem Unter- oder seltener Oberkieferknochen. Konservative oder chirurgische Maßnahmen führten meist nicht zu einer dauerhaften Sanierung oder verschlechterten den Lokalbefund weiter. In einem großen Teil der Fälle ging dem Auftreten
der Knochennekrose ein zahnmedizinischer Eingriff, wie zum Beispiel eine Zahnextraktion, voraus.
 
ORNJ = Osteo Radio Nekrosis of the Jaw
BP ass.ONJ = Bisphosphonat assoziierte Osteradionekrose
Phossy Jaw = Kiefernekrosen durch Phosphordämpfe
 
Bisphosphonat assoziierte Osteradionekrose
 
2003 erstmals beschriebene Fallberichte von Kiefernekrosen unter BP – Therapie:
            bimssteinartiger, kreidiger, avitaler, dichter Knochen
            (im Gegensatz zur Osteoradionekrose: Sequester, Eiterherde, Blutungen…)
  • BP in der Anamnese
  • Knochenveränderung: freiliegender Knochen, Fistel
  • Schmerzen
  • keine Strahlenbehandlung in der Patienten – Vorgeschichte
 
Grundlagen:
Es gibt 2 Familien von BP:
  1. Stickstoffhältige Phosphonate sind hochpotente Phosphonate. Erhöhte Gefahr von Knochennekrosen
    z.B.: Alendronat/Fosamax, Risendronat/Actonel

     
  2. Nicht – Stickstoff – haltige BP:
    z.B.: Clodronat/Lodronat

     
Die Serum HWZ beträgt 30-120min, die Knochenverweildauer ~10Jahre!
chemisch ähneln die BP dem Pyrophosphat (=endogener Regulator der Knochenmineralistion)
BP haben eine hohe Affinität zum Hydroxylapatit und gehen mit ihm eine konvalente Bindung ein.
 
 
BP-Medikamente (werden iv oder po verabreicht)
Anmerkung: i.v. verabreicht Medikamente führen eher zur Osteonekrose!
Zometa® heute: (Tumorassoziiert) iv verabreichung
Fosamax® (gg. Osteporose) po verabreichung
Actonel                - „ -
Areda®(früher)
 
 
 
Wirkungsmechanismus der BP
  • BP sind resistenter gegen enzymatische Spaltung und saure Hydrolyse durch die Osteoklasten
  • sie lagern sich ins Zytoplasma ein und hemmen die Osteoklasten direkt: sie stören ihre ATP-abhängigen Zellfunktionen und führen zum vorzeitigen Zelltod.
  • insgesamt führt das zu einer positiven Knochenbilanz. (d.h.: es wird mehr Knochen aufgebaut als abgebaut)
 
BP wird im Knochen eingelagert, die Osteoklasten werden gehemmt, der Knochen wird schlechter abbaubar. → Gefäßversorgung nimmt ab → Knochennekrose
 
Die Knochenkonsistenz ist dichter und weißlicher
 
Indikation für BP
  1. osteolytische Metastasen ( bei Bronchus-, Brust-, Prostata- Ca)
  2. TU-induzierte Hyperkalzämie
  3. Osteolysen in Folge von hämatologischen Erkrankungen (Mb Kahler = multiples Myelom)
  4. Osteodystrophia deformans (Mb Paget)
  5. Osteporose (98%)
 
 
Ursachen für Knochennekrosen bei BP ass. ONJ
    • typischer Zeitpunkt des Auftretens: 2-3a nach BP Einleitung
    • Weichteil-Knochenwunden, Mikrotraumen (=kleinste Verletzungen der SH → deshalb Anamnese VOR einer Extraktion! → Extraktionsalveolen gehen sonst nie mehr zu!))
    • 80-90% nach oral-chirurgischen  Eingriffen
    • Schlechter Prothesensitz, Druckstellen
    • Parodont. Schäden, Keimbesiedelung
    • Ossäre Metastasen
 
Kofaktoren bei BP ass. ONJ
  • Kopf-Hals Radiatio
  • System. Chemotherapie
  • Immunsuppressive Therapie
  • Cortison(-Langzeit) Therapie
 
Lokalisation von BP ass. ONJ
UK > OK
warum? → UK ist sowieso schlechter durchblutet als OK!
 
Häufigkeit:
Inzidienz zw. 0,83 und 10%

 
            Einflussgrößen:
·         Darreichungsform
·         Stickstoffhaltig oder nicht
·         Kofaktoren

 
Prävalenz in Abhängigkeit der Grunderkrankung:
·         multiples Myelom: 44%
·         metastasierendes mammae 32%
·         metastasierendes prostatae 5%
·         andere Tumore   6%
·         Osteoporose    13%
 
Symptomatik bei BP ass. ONJ
 
Dolor post ähnlichen Beschwerden, die erst 6 Wochen nach der Extraktion auftreten!!!
Schwellung
Infektionszeichen (Pusentleerung) + oft Beläge /Pilzrasen (darunter liegt der bimssteinartige Knochen frei)
Freiliegender Knochen (makroskopisch: bimsteinartiger, dichter, weißlicher Knochen)
Zunächst kleine oberfl Defekteàschreiten weiter in die Tiefeàweiten sich ausà geht hin bis zur Spontanfraktur des UK
Typisch: Persistenz der Extraktionsalveoleàdh Jahre nach Extr. sieht man immer noch das Alveolarknochenfach.
 
Typische Stadien:
1.      kleine Veränderungen
2.      Sequestierungen
3.      Spontanfraktur
 
Diagnose: Radiologie/DVT: Verdichtungsareale erkennbar
 
Risikodifferenzierung

High-Risk-Patient
(=Tumorpatient)
Low-Risk-Patient
(=Osteoporosepatient)
 
 
BP iv (Aredia, Zometa,…)                                           
BP po (Fosamax, Bonviva,…)
Radiatio 
Keine Kofaktoren
Chemo
 
Immunsuppresion/Kortisontherapie
 

 
 
 
Betreuungskonzept
 
1.     Prophylaxe vor BP Einleitung
·         Sanierung des Patienten
·         High-risk-Pat. Radikales Procedere
·         Maßnahmen 14 d vor Einleiten der BP abschließen

 
2.     Prävention bzw Früherkennung während/nach BP Therapie
·         3-6 monatige Recalls
·         Instruktion und Sensibilisierung
·         Eher konservatives als operatives Vorgehen
·         Falls OP: Absetzen der BP (nicht) indiziert → erst nach Jahren messbar!
o   Atraumatische OP, primär plast. Wundverschluss
o   AB-Prohylaxe mind. Bis zum Abschluss der prim. Wundheilung
mindestens 24h vor OP, damit der Knochen durch sättigt wird!

 
3.     Behandlung einer manifesten BP ass. ONJ

a) kons.: -AB Abschirmung (mind 10-14 d nach OP)
                 Amoxicillin + Clavulansäure, Clindamycin
               -Abstrich
               -Antimikrobielle Lokalbehandlung
               -Analgesie (schwierig!)
              -Zurückhaltende lok. Revision und/oder offene Nachbehandlung

 
b)operativ: -iv AB
                  -vollständige Nekrektomie, Sequesterektomie, Dekortikation (Histo!!!)
                  -sichere plastische Lappendeckung
                  -mechan. Schonung des OP Gebietes
                  - Hyperbare O2 Therapie (Sehr fragliche Wirkung!)
 
4.     Implantatversorgung
 
·         Implantate als Stütze für Totalprothese: dann druckstellen sind ein ››› Risiko für Osteonekrose! Am Implantatsteg kann die Prothese gut abgestützt werden.
·         Es werden prinzipiell 4 Implantate gesetzt und diese müssen geschlossen einheilen
·         Intensive Nachsorge bei bereits inserierten Implantaten
·         Implantation unter BP – Therapie ist individuell abzuwägen
·         bei High – Risk – Patienten sollte auf Implantate verzichtet werden
·         bei BP – ONJ grundsätzlich keine elektive Operation
 
 
 
Gradeinteilung der BP ass. ONJ
Stadium 1 à nekrot. Freiliegender Knochen, keine Schmerzen Th: CHX
Stadium 2 à nekrot. Freiliegender Knochen, mit Schmerzen     Th: AB + CHX
Stadium 3 à tiefreichende Nekrosen, mit Schmerzen                 Th: AB + Chir.
 
 
Lokale Risikosituation: Staging:
 
  1. Risikopatienten: kein freiliegender/nekrotischer Knochen
                                i.v. oder Langzeit BP Gabe

     
  2. Patienten mit BRONJ:
    1. Stadium 1: freiliegender/nekrotischer Knochen
                        Schmerzen
                        keine Anzeichen für Infektion
    2. Stadium 2: freiliegender/nekrotischer Knochen
                        Schmerzen
                        klinische Anzeichen für Infektion
    3. Stadium 3: freiliegender/nekrotischer Knochen
                        Schmerzen
                        Infektion und oder: path. Fraktur, Fistelung nach exoral,
                                                        expandierende Osteoplyse
               
Behandlungsstrategien: abhängig vom Staging:
1.      Risikopatienten: Risikoaufklärung und AB – Prophylaxe vor oralchirurgischen
                             Eingriffen
2.      Patienten mit BRONJ:
a.       Stadium 1: CHX 12%, keine oralchirurg. Eingriffe
b.      Stadium 2: CHX + AB, Mikrobiogramm (actinomyceten?)
c.       Stadium 3: Resektion, Sequesterentfernung, AB
 
Die zahnärztliche Behandlung in der Schwangerschaft
 
Physiologische Veränderungen in der SS
 
  • kardiovaskuläres System:
    • bis 20% mehr Blutvolumen
    • ~ 30% mehr schlagvolumen
    • ~ 12% höhere Herzfrequenz
    • Absinken des peripheren Widerstandes
    • › Flüssigkeitsgehalt des Plasmas + œ Plasmaalbumin
      Folge: Ödemneigung, vor allem im letzten Drittel der SS
    • vermehrte SH – Durchblutung → cave SH – Engriffe
  • respiratorisches System:
    • bis zu 50% › Atemminutenvolumen und 15% höhere Atemfrequenz = „physiologische Hyperventilation“
    • Zwerchfellhochstand bis ~ 4cm
      Follge: › Brustkorbumfang, Flachstellung der Rippen, um die respiratorische Reserve zu kompensieren
    • der O2   Bedarf steigt um ca 25%
  • Gastroindestinaltrakt
    • › Mageninnendruck → es kommt häufiger zu Regurgitation und Reflux
    • Verzögerte Magenentleerung: begünstigt Übelkeit und Erbrechen
    • gegen Ende der SS ev. verzögerte Darmpassage
  • weitere Veränderungen:
    • Auflockerung der BGW – Struktur, durch indirekte Hormoneinwirkung
    • vermehrt interstitielle Flüssigkeitseinlagerung
    • Veränderungen im Immunsystem (eher Steigerung der Abwehrlage)
    • Stoffwechselveränderungen, insbesondere
      • Glukosestofffwechsel
      • Speichelzusammensetzung (Mineralien, Flussrate)
  • psychische Veränderungen
 
 
 
 
Folgen für die orale Medizin…

entzündliche Erkrankungen des Zahnhalteapparates (SS wirkt sich begünstigend aus!
                                                                           Es gibt keine Gingivitis ohne Bakterien!)
 
SS-Epulitiden : Gewebewucherungen des Zahnfleisches  "ohne Zahn keine Epulis"
                     Die als Epulis bezeichneten geschwulstartigen Befunde sind am ehesten:
·         irritativer, entzündlicher Natur
·         meist bindegewebiger, nur selten epithelialer Herkunft
·         keine Neoplasien
 
Demineralisationserscheinungen: durch SS – induzierte Emesis (=Erbrechen)
                              kann zu erhöhtem Kariesrisiko führen
 
 
Ärztliche Belange
 
  • Schutz vor Rö Strahlen
    • im 1. Trimenon nur bei zwingender Indikation
    • Ionisierende Strahlen können dosisabhängig und abhängig vom Gestationsalter zu Folgendem führen:
      • genetischen Veränderungen
      • malignen Entartungen
      • Wachstums – und Reifestörungen
      • Missbildungen
      • Tod des Embryos
    • Anwendung von höchst empfindlichen Filmen und Langtubus
    • Verwendung von Mehrfachröntgenschutz

       
  • Besondere Medikamentenverordnung
    • nur falls unbedingt erforderlich,
    • Rücksprache mit dem Gynäkologen
    • cave: Patientin hat andere Pharmakokinetik: nicht überdosieren
    • Monopräperate verwenden, die schon lange in Gebrauch sind
    •  Anwendung so kurz wie möglich → cave: fetale Leberschäden
    • Mittel der Wahl
      • Analgetika: PARACETAMOL, Tramal (bei starken Schmerzen)
                            cave: ASS: Blutungne
      • Antibiotika: PENIZILLINE (Amoxicillin, Augmentin, Ospen)
                            alternativ: Makrolide (Erythromycin) Cephalosporine
                                             (Ospexin)
                           KI: Tetrazykline
      • Antimykotika: Nystatin (Mycostatin) kann in der SS
                               bedenkenlos angewendet werden
      • Antimikrobe Mittel: CHX, 3% H2O2
      • Hypnotika und Sedativa: am besten geeignet,
                                                bei strenger Indikation: Benzodiazepine
                                              
         (Diazepam = Valium, Gewacalm) → so kurz
                                                wie möglich!
 
  • LA in der SS
    • LA passieren ungebunden rasch die Plazenta denn: LA haben eine hohe Lipidlöslichkeit und die Plazentapassage ist umgekehrt proportional zum Grad er Plasmaeiweisbindung
      → cave: hohe PEB haben z.B. Articain, Bupi- /Mepivacain, Etidocain
    • Vasokosnstriktorische Zusätze können über eine Minderdurchblutung der Plazenta zu einer reaktiven Tachykardie (=Herzrasen) des Fötus führen
    • cave: intravasale Applikation!!!
 
    • Mittel der Wahl:
      • 1.200 000 zb Ultracain dental, Ubistesin
      • 1:400 000 zb Ubilite
      • bei Fehlen einer KI muss und soll auf einen Vasokonstriktor nicht verzichtet werden!!!

         
  • Amalgam in SS/Stillzeit (keine Angaben)
 
Behandlungstermin
    • dringende Eingriffe sofort,
    • elektive Eingriffe nach SS,
    • Dringende elektive Eingriffe im 2. oder 3. Trimenon, aber nicht in der letzten Woche vor dem Geburtstermin (Stress kann vorzeitig Wehen auslösen)
 
Patientenlagerung:
  • bei Flachlagerung
    • Gefahr des Vena –Cava – Kompressionssyndroms
      • verminderter Rückstrom zum Herzen → Schocksymptomatik (Blässe, Schwitzen….)
      • Minderperfusion der unteren Körperhälfte incl. Plazenta
    • Hochdrängen des Zwerchfells, Kompression des Magens
      • Eingeschränkte Atmung
      • Übelkeit
      • Regurgitation

         
  • richtige Lagerung:
    • Patientin 10° -15° nach links lagern (z.B. rechte Hüftseite durch Polster anheben)
    • zu flache Lagerung vor allem gegen Ende der SS vermeiden!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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